"Ihr Puls ist ganz ruhig", sagt er, während er mit der Hand über den Beutel streicht. In der Zwischenzeit fängt Engler die Küken ein und setzt sie in die Transportbox. In ihrem Auto wiegen, vermessen und beringen die beiden die Ente noch, dann geht es auch schon los Richtung Altstadt Köpenick an die Müggelspree. Am Ufer öffnet Engler die Box und nach kurzem Zögern springt die Ente ins Wasser und ihre Jungen hinterher. Als wäre sie nie woanders gewesen, schwimmt die Familie los.
Manchmal muss adoptiert werden
Seit mehr als 20 Jahren setzen Mitarbeiter der Berliner Wildvogelstation bereits Entenfamilien um, wie Engler berichtet. "Die Tendenz ist steigend", erklärt der Naturschützer. Im vergangenen Jahr wurden laut Engler mehr als 200 Stockentenbruten gemeldet. Die tatsächliche Zahl der Enten, die in Menschennähe brüteten, sei mit Sicherheit deutlich höher. "In 159 Fällen haben wir im Vorjahr Enten umgesetzt", sagt Engler.
Am besten sei es aber, wenn es den Balkon- und Terrassenbesitzern oder auch anderen Anwohnern, etwa von ebenfalls beliebten Hinterhöfen, selbst gelinge, die Enten in sichere Gefilde zu bringen. Engler und seine Kollegen geben dazu gern auch am Telefon Hilfestellung.
Sind die Naturschützer im Einsatz, haben sie nicht immer so viel Glück wie in Adlershof. "Es passiert gelegentlich, dass Balkone nicht so gut gesichert sind und die Küken abspringen. Selten lässt sich die Ente gar nicht einfangen und am Ende stehen wir nur mit den Küken da", sagt Engler. Dann bestehe die Möglichkeit, die Jungtiere von einer anderen Entenmutter adoptieren zu lassen.
Warum brüten Enten an gefährlichen Orten?
Am häufigsten sei das Team in den wasserreichen Bezirken Spandau und Treptow-Köpenick unterwegs, aber auch im Regierungsviertel in Berlin-Mitte. Neben der praktischen Umzugshilfe forschen Engler und seine Kollegen auch zur Frage, warum Enten überhaupt an diesen ungewöhnlichen Orten brüten und zu diesen zum Teil auch jahrelang zurückkehren. "Möglicherweise ist an den Gewässern nicht mehr genügend geschützter Platz vorhanden und die Störfaktoren durch Menschen und Hunde zu groß. In Ufernähe scheuchen Hunde brütende Enten oft auf", erzählt Engler. Die Umzugshilfe unterstütze die Tiere zwar, andererseits bestehe aber auch die Gefahr, dass sich die Enten langfristig zu sehr an diesen Service gewöhnten.
Der Deutsche Tierschutzbund empfiehlt Balkonbesitzern, den Nestbau zu verhindern, indem man den Balkon möglichst oft betritt. "Wenn Sie merken, dass Enten sich dafür interessieren: Stellen Sie die Möbel und Pflanzen immer wieder um. Dann erkennen die Tiere sie nicht als mögliche Deckung an", heißt es vom Verband.