Die Nazis haben die Kreuze aus den Schulen entfernen lassen. Warum? Das Kruzifix stört; es provoziert; es scheint nicht mehr in die säkularisierte Welt zu passen, dabei steht es – richtig verstanden – für Liebe, Versöhnung und Verständigung. Ja, das christliche Zeichen wurde und wird ständig missbraucht. Markus Söder bekennt sich offen als Christ. Aber, hat er mit seinem Kreuzerlass nicht auch ein bisschen politisches Kalkül walten lassen? Er weiß, dass immer noch ein bedeutender Teil der Menschen in Bayern Wert legt auf Tradition und Religion. Söder hat andererseits Mut bewiesen; denn in einer Gesellschaft, in der die Mehrheit keiner Kirche mehr angehört, kann er mit seiner Haltung nicht viel gewinnen. Gewiss, Kirchen werden umgewidmet, profaniert; Kreuze werden in großer Zahl aus dem öffentlichen Raum verschwinden. Gipfelkreuze sollte es nach Meinung der Kritiker nicht mehr geben. Lebt es sich unbeschwert, wenn einem der Anblick des Leidenden erspart wird? Nach dem Ende der DDR wurde ein Bub mit seiner Schulklasse in eine Kirche geführt; er hatte wohl noch nie eine von innen gesehen. Er erschrak zutiefst, als er plötzlich den blutüberströmten Christus am Kreuz sah: „Was ist denn mit dem passiert?“, rief er aus. So geht Geschichte verloren, gelangt nicht mehr ins Bewusstsein der neuen Generationen. Anders als nach den Kriegen und Notzeiten dürfte keine große Rückbesinnung auf die Botschaft des Kreuzes erfolgen. Ob es damit besser wird? Andere Kulturen bringen ihre Symbole nach Deutschland und erheben den Anspruch auf Absolutheit. Christen sollten ihre Botschaft der Liebe verteidigen.