Die Vergleiche: Zur besseren Einordnung für die Patientinnen und Patienten gibt es eine Art Tacho-Anzeige. Dabei gilt: Je "schneller" man sozusagen fährt, also je weiter die Nadel nach rechts ausschlägt, desto besser. Vorerst sind zwei Tachos zu sehen - für die Zahl der jährlichen Fälle einer Behandlung und für die Ausstattung mit Pflegepersonal im Krankenhaus. Die Tachos haben fünf farbige Elemente, auf die die Nadel zeigen kann - etwa von "sehr wenigen" bis "sehr vielen" Fällen.
Die Erkenntnisse: Beim Vergleichen könne man sehen, dass es "riesige Unterschiede auf kleinster Fläche" gebe, sagte Lauterbach. So gebe es in Berlin und Umgebung 48 Krankenhäuser, die Darmkrebs-Operationen machten, aber nur 18 davon seien als Spezialzentren zertifiziert. Bei einer schweren Darmkrankheit bei Kindern gebe es Kliniken, die OPs mehr als 70 Mal im Jahr machten, andere aber nur vier. Dabei sei es nicht so, dass automatisch immer große Kliniken "die Gewinner" seien. Es gebe auch kleine Kliniken, die sehr spezialisiert seien.
Die nächsten Stufen: In einigen Wochen soll das Portal ein erstes Update bekommen und auch Komplikationsraten für Behandlungen angeben. Folgen sollen dann auch Zahlen zur Ausstattung mit Fachärztinnen und Fachärzten. Generell würden die Angaben regelmäßig aktualisiert, erklärte das Institut für Qualität und Transparenz im Gesundheitswesen, das die Umsetzung koordiniert. Dabei sind die Daten jeweils etwas "nachlaufend", aktuell stammen sie etwa bei den Fallzahlen von 2022. Sie stammen unter anderem von Kliniken und Krankenkassenabrechnungen.
Kritik von der Deutschen Krankenhausgesellschaft
Die Deutsche Krankenhausgesellschaft kritisierte das Bundesportal als "politischen Aktionismus auf Kosten des Steuerzahlers". Es bringe Patienten keinerlei zusätzliche Information und könne nicht als nützliche Ergänzung fungieren. Den Krankenhäusern bringe es noch mehr Bürokratie. Die Klinikbranche hatte kürzlich eine eigene Online-Übersicht ausgebaut. Auf dem seit 2002 bestehenden "Deutschen Krankenhaus Verzeichnis" sind nun unter anderem mehr Suchfunktionen möglich.
Die Deutsche Stiftung Patientenschutz erklärte, sicherlich wollten Menschen über das Leistungsangebot und die Qualität Bescheid wissen. "Doch dem Klinik-Atlas fehlen entscheidende Angaben", sagte Vorstand Eugen Brysch. "Die Qualität der Patientensteuerung in der Klinik wird nicht erfasst." Nach wie vor mangele es an verbindlichen Leitlinien und Bewertungsfaktoren. Der Sozialverband Deutschland begrüßte den Atlas, der sich nun aber bewähren müsse. "Es wird sich zeigen, wie groß der gebotene Mehrwert für die Patientinnen und Patienten wirklich ist."